Mal hü, mal hott

„Nein, das darfst du jetzt nicht. Ich muss hier erst bezahlen. Nein, auch nicht, wenn wir durch die Kasse durch sind. Es sind bloß fünf Minuten bis zu Oma. So lange kannst du nun wirklich noch warten und sitzen bleiben!“

Der kleine Knirps in seinem Kinderwagen vor mir in der Schlange an der Supermarktkasse tut mir richtig leid. Er möchte so gerne, aber er darf nicht. Und er weiß nicht, warum! Er will doch alles richtig machen. Er strengt sich so an – und weiß nicht, warum das nicht richtig sein soll.

Ist mir früher genau so gegangen wie ihm. Ein Kind zu sein ist wirklich kein Kinderspiel!

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Mol hü, mol hott

„Nee, dat dröffs du nu nich. Ik mutt hier erst betohlen. Nee, ook nich, wenn wi döör de Kass döör sünd. Dat sünd blots fief Minuten bit nor Oma. Solang kunnst du nu weerklich noch töven un sitten blieven!“

De lütte Buttscher in sien Kinnerwogen voor mi in de Schlange an de Supermorktkass deiht mi richtig leed. He much so gern, ober he dröff nich. Un he weet nicht, worüm! He wüllt doch alln’s richtig mooken. He strengt sik so an – un weet nich, worüm dat nich richtig sien schall.

Is mi freuher ook so gangen as ehm. Een Kind to sien is weerklich keen Kinnerspeel! Weiterlesen

Man gönnt sich ja sonst nichts

20141008-01

Erinnert sich noch jemand an die guten alten Butterschiffe? Das waren meist alte Seebäderdampfer, die ursprünglich als schwimmende Reisebusse erbaut worden waren, um Sommerfrischler zu ihren Zielen an Nord- und Ostsee zu bringen. Später hat man dann einen Salon an Bord zum Supermarkt umgebaut, in dem es zollbefreit Alkohol, Kaffee und die namensgebende Butter zu erwerben gab. Die Gänge waren so schmal, dass die Kunden nur im Gänsemarsch durchgeschleust werden konnten und man mehr als einmal versucht war, sich zu seinem Hintermann umzudrehen, um ihm vertraulich-verführerisch zuzuraunen: „Wenn du noch näherkommen willst, Schätzchen, ziehste aber vorher bitte ’n Kondom über, hm?“

In unserem Quartier gibt es einen Supermarkt, der in einigen Ecken an diese Zeiten zurückerinnert, und wenn man es eilig hat, ist es bisweilen etwas nervig, dass man sich nach dem Tempo der Kunden vor einem zu richten hat, bis der nächste Quergang die Flucht ermöglicht. Manchmal bietet es aber auch faszinierende Studien der menschlichen Natur.

Gestern musste ich in der Gemüseabteilung hinter einem Studentenpärchen hertrippeln, das sich sehr über die Warenpräsentation echauffierte. „Schau mal – Äpfel in Plastiktüten, um Gottes Willen!“ – „Sergio, hast du das gesehen? Keine Biomilch in Pfandflaschen!“ – „Das Fleisch nicht in Recycling-Pergament! Und fair gehandelt ist es auch nicht!“ – „Der Laden ist eine einzige Umweltsauerei, Katrin! Wenn wir es nicht so eilig hätten, um pünktlich zum Salsa zu kommen, würde ich sagen, wir lassen das und gehen in unseren Bioladen!“

So ging das fast zehn Minuten, bis ich endlich türmen konnte.

An der Kasse hatte ich die beiden wieder vor mir.   Sie hatten drei Strangen Porree (immerhin mit einer Hanfstrippe zusammengebunden) und zwei Gurken im Einkaufswagen. Offenbar die einzigen Waren, die Gnade vor ihrem politisch korrekten Gewissen gefunden hatten.

Ach ja, und Kaffee hatten sie gekauft.

In Alukapseln.