Applausapplausapplaus

20141216-2Der lokale Weihnachtsmarkt mit dem größten Weihnachtsbaum hässlichsten Adventgesteck der Welt ist inzwischen eine kleine Berühmtheit. Aus fast aller Welt kommen Menschen, die sich das Ding anschauen wollen. Briten, Luxemburgern, Portugiesen, sogar diversen asiatischen Besuchern kann man hier begegnen.

Heute musste ich für ein paar Besorgungen in die Geschäfte, die zum Glück an der Peripherie des überfüllten und selbst gefestigte Menschen in die Klaustrophie treibenden Massenauftriebs liegen. Dabei kam ich an einem der Großparkplätze vorbei, wo gerade ein weiterer Reisebus ankam. Er trug ein deutsches Kennzeichen und kam aus Ahaus. Er war wohl kurz auf die andere Seite der ehemaligen Grenze gefahren, um interessierte Besucher aus dem nahegelegenen Enschede oder Winterswijk abzuholen.

Auf jeden Fall waren es Niederländer, denn als der erste der Reisegruppe aussteigen wollte, blieb er auf den Treppenstufen bei der Tür abrupt stehen und rief: „Stop! We moeten klappen!“ (Halt! Wir müssen klatschen), wobei er sich mit anerkennendem Blick zum Fahrer umdrehte.

Sein Hintermann klopfte ihm beruhigend auf die Schulter: „Nee, de Duitsen doen dat alleen in een Vliegteug.“ (Nee, das machen die Deutschen nur im Flugzeug)

Ich liebe die Niederländer!!!

Nur drei Buchstaben…

Hach, was war das heute für eine tolle Laufrunde… Siebzehn Kilometer und somit nur noch von vier von meinem Trainingsziel Halbmarathon entfernt. Ich war richtig beflügelt, als ich die letzten Meter zwischen meiner eigentlichen Laufstrecke und zuhause in lockerem Entspannungstrab zurücklegte.

In der Nähe des Westfalenstadions hielten mich zwei asiatische Touristen an. „Excuse me…? Can you help us?“ kam es zögernd von den beiden, junge Kerls so um die Zwanzig.

„Good morning“, erwiderte ich fröhlich. „What can I do for you?“

Um das Ganze abzukürzen: Die beiden fragten mich sehr höflich nach dem Weg zum BVB-Fanstore, ich erklärte selbigen. Dann fragten sie noch, warum am Stadion nicht Westfalenstadion, sondern der Name eines Versicherungskonzerns stünde, und ich erklärte auch das: Bruch mit alten Traditionen für schnöden Mammon.

Die beiden bedankten sich höflich und verabschiedeten sich: „Have a nice day…“ Und, quasi wie ein zusätzliches Aufblitzen: „… Sir!“

Toll.

„Sir“ hatten sie mich genannt, mich mit jenem Wort belegt, das einen Mann schlagartig um ganze Dezennien altern lässt.“Have a nice day!“ – die hatten gut reden mit ihrem „Sir“… Gerade eben hatte ich mich noch wie Chris Meloni gefühlt: In den besten Jahren, fit wie ein Turnschuh, True Blood-Hauptdar… Naja, zumindest Nebendarstellermaterial. Doch ein Wort, ein einziges Wort mit lausigen drei Buchstaben hatte gereicht, dass ich mir nun vorkam wie Bruce Forsyth.

Hafengeschichten

He lücht (plattdeutsch für er lügt, auch: Helücht) ist nicht nur im Volksmund, sondern seit 1956 auch hochoffiziell die Bezeichnung für die lizensierten Barkassenkapitäne und anderen Fremdenführer Hamburgs, die Besuchern von Auswärts die Schönheiten der Hansestadt auf dem Wasserweg nahebringen und ihre Ausführungen dabei mit allerlei Ausschmückungen versehen, bei denen nicht immer klar ist, ob sie echt sind oder nur gut gesponnenes Seemansgarn.

Es gibt auch ein paar inoffizielle He lücht. Sie begegnen einem auf den Landungsbrücken, ganz am äußersten Ende bei der Rickmer Rickmers oder oben auf der Hafenpromenade, am meisten sind sie auf den diversen Hafenfähren vertreten, besonders auf der besonders populären Linie 62, Landungsbrücken – Finkenwerder – Landungsbrücken. Es sind ältere Herren von kräftiger Figur, guter Konstitution, mit robuster Kleidung, Elbsegler und wettergegerbtem Gesicht. Fast jeder von ihnen hat eine Tätowierung auf dem Unterarm. Scheinbar zufällig geraten sie mit den neben ihnen sitzenden Touristen in einen Schnack. Sie wissen genau, wen sie ansprechen können – das junge knutschende Pärchen sicherlich nicht, das will seine Ruhe haben. Dafür aber das Elternpaar mit dem Sohn, der so überwältigt ist vom Hafen, dass er kaum weiß, wohin er so zuerst gucken soll. Auch die beiden Witwen, welche die aufregende Reise von der münsterländischen Provinz in die Weltstadt angetreten haben, sind dankbare Zuhörer.

Der Gesprächsanfang wird geknüpft, dann erzählen die inoffiziellen He lücht zunächst viel über den Hafen. Kompetent, informativ und vor allem spannend reden sie von exotischer Fracht, der geheimen Ketelklopper-Sprache der Hafenleute und so weiter. Spätestens beim letzten Stop auf dem Rückweg zu den Landungsbrücken wechseln sie das Thema und sprechen von ihrer Jugend in der guten alten Zeit der Schifffahrt, als sie auf dem im Hafen als Museumsschiff liegenden Cap San Diego zur See gefahren sind. Da ist viel von Kameradschaft die Rede, vom Unterschied zwischen Tramp- und Linienschifffahrt, aber auch von Sturmfahrten, fernen Destinationen und dem Stolz, bei ausgerechnet dieser Reederei mit diesem Schiff gewesen zu sein.

Sie ist ja auch wirklich eine Schönheit.

Wahrscheinlich die ehrenamtlichen He lücht nicht wirklich alle auf der Cap San Diego unterwegs gewesen. Einige sind vielleicht auf einem der fünf Schwesterschiffe gefahren, der Cap San Nicolas etwa oder der Cap San Marco. Der ein oder andere mag für eine ganz andere Reederei unterwegs gewesen sein. Auf einem Schiff, dessen Namen heute niemand mehr auf dem Schirm hat, bei dem keiner zuhört, der nicht „zieht“. Bei der Cap San Diego werden die Ohren allerdings gespitzt.

Und wen schert schon diese kleine Ungenauigkeit? Diese Herren erzählen mit Wissen, echter Leidenschaft und einem feinen Gespür für das, was die Menschen über die Seefahrt hören wollen, nämlich den romantischen Teil.

Machen wir uns nichts vor – die Seefahrt war noch nie romantisch. Sie war… ist hart, entbehrungsreich, gefahrvoll… Völlig egal wie modern inzwischen alles geworden ist. Doch Menschen hören genau so gerne Geschichten wie sie welche erzählen, besonders solche von Abenteuern, am besten mit Happy End. Beobachtet man eine solche Szene mal, dann fällt auf, wie sich Erzähler und Zuhörer meist entspannen, selig, weil sie zuhören können und ihnen zugehört wird. Ein wenig so wie damals, wenn Oma am Krankenbett des kleinen Enkels gesessen hat und mit spannenden Märchen die Gedanken vom Husten, von den juckenden Windpocken oder dem schmerzenden Mumps abgelenkt hat. Darum freu ich mich auch immer, so etwas miterleben zu dürfen, wenn ich selber auf der 62 unterwegs bin.

Lieblingsplätze

Moin!

Zum Feiertag heute mal nicht soviel Gesabbel von mir, sondern einfach ein paar Impressionen von Lieblingsplätzen in und um Hamburg, an die es mich immer wieder zieht. Einen schönen Feiertag!

Pfingstcollage 1

1. Reihe (v. l. n. r.): Die Fährverbindung zwischen Puttgarden und Rødby Færge / Orth auf Fehmarn / St. Pauli Landungsbrücken, Brücke 3

2. Reihe: Hansestadt Lübeck / Friedhof Hamburg-Ohlsdorf / Ostholstein zur Rapsblüte / Rosenstadt Eutin

3. Reihe: Ostseestrand bei Dahme / Planten & Blomen in Hamburg

Pfingstcollage 2

1. Reihe: Rund um die Alster / Kieler Förde (Blick vom Marine Ehrenmal Laboe)

2. Reihe: Museumshafen Oevelgönne / Leuchtturm von Dahme / Hans-Leip-Ufer, Hamburg / Treppenviertel Blankenese

3. Reihe: Hafen Hamburg – Blick vom Stintfang / Probstei / Rødby Færge