Sie kommt um den Berg herum, wenn sie kommt

Oder im englischen Original: „She’ll be comin‘ ’round the mountain when the comes…“

Wer, verdammt nochmal, ist „Sie“??? Worum geht es in diesem alten Traditional? Das habe ich nie begriffen. Ist das ein altes religiöses Lied und besingt irgendeine Heilige, die um irgendeinen ebenso heiligen Berg herumstratzt?

Stammt es aus der Zeit, als der Wilde Westen per Eisenbahn erschlossen wurde? Die alten Dampflokführer pflegten ja ein ähnlich inniges Verhältnis zu ihren Maschinen wie Seeleute zu Schiffen, darum sind Lokomotiven bei ihnen grunsätzlich weiblich und somit „She“.

Oder ist es gar tatsächlich jene Tante aus Marokko aus der deutschen Textfassung?

Man weiß es nicht. Weiterlesen

It’s a kind of magic

Schwenkragout.

Im Duden ist dieses Wort nicht zu finden, Google kennt es nicht, Wikipedia hat es auch nicht im Bestand, und selbst das eigene Stadt-Wiki für unser Dorf „janz weit draußen“ hat kein Suchergebnisse ausgespuckt.  Echt selten, dass eine Spezialität der regionalen Küche so speziell ist, dass sie sich scheinbar nur auf den einzigen Schlachter im  Vorort vom Vorort eines Vorortes bezieht. Weiterlesen

Singet und seid froh

Weihnachten gilt als gar nicht offiziell eröffnet, ehe gewisse liebgewonnene Rituale nicht stattgefunden haben. So geht es wohl jedem von uns. Der eine besteht auf Würstchen und Kartoffelsalat zum Heiligabend, der andere kann ohne einen ganz bestimmten Weihnachtsfilm nicht existieren, bei meinem Mann und mir sind es die Schallplatten die aufgelegt werden.

Um richtig in Weihnachtsstimmung zu kommen, brauche ich z . B. The Doris Day Christmas Album von 1964. Es ist eine wunderschöne Platte mit rein weltlichen Weihnachtsliedern, für US-Verhältnisse angenehm schlicht arrangiert, und zu Doris Days herrlich sanftem Gesang muss man eigentlich nichts sagen.

Mein Mann ist da von einem anderen Kaliber. Weiterlesen

Jingle… Toooooooor! (Hochdeutsch)

Jetzt ist es passiert! Ich habe immer gewusst, dass da nichts Gutes bei herumkommt! Diese ganzen echten und ausgedachten Feiertage bringen unserer Kinder früher oder später völlig durcheinander!

Gestern an der Grundschule bei uns gegenüber. Große Pause. Die Kleinen jagen sich, spielen Seilspringen oder so etwas wie „Schere – Stein – Papier“.

Vor allem sind sie laut.

Sehr laut sogar. Weiterlesen

Ach, du halt dein‘ Rand!

Reisetagebuch Hamburg, Juli 2017 – Teil 4

 

oder „Punkt-Punkt-Punkt-Komma-Strich“.

„Punkt-Punkt-Punkt“ deswegen, weil es trotz nur eines einziges Programmpunktes an diesem Tag so einiges gibt, das aufgrund von Überfülle aus dieser Erzählung ausgelassen werden muss.

„Strich“ sowohl wegen 2x „strichweise“. Nämlich erstens wegen der strichweisen Skizzierung (okay, diese Metapher ist sehr weit hergeholt) dessen, was Hamburg zu dem gemacht hat, was es ist. Und zweitens – zur Abwechslung gibt’s mal wieder Regen. Ebenfalls strichweise.

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Jetzt aber mal im Ernst

Moin!

Heute gibt’s nicht nur die hochdeutsche Übersetzung des letzten plattdeutschen Artikels, sondern auch meine kleine Versöhnung mit der sonst von mir so gescholtenen „fünften Jahreszeit“: Weiterlesen

Nu ober mol in’n Ernst

Siet vöörgistern is alln’s vöörbi. Is jo Aschdag wesen. Ober dat Thema Karneval lasst mi nich so weerklich lots. Annerendogs heff ik mi jo so’n böten wat över den Karneval ründ üm Rhein un Main lustig mookt. Ober dat gifft ook wat, dat mi bannig beeindruckt hett. Weiterlesen

Tä-täää! Tä-täää! Tä-täää!

Gegensätze sollen sich bekanntlich anziehen. In vielen Fällen mag das sogar stimmen. Manchmal aber eben auch gar nicht.

Einmal im Jahr wird das Zusammenleben zwischen meinem Göttergatten und mir auf die Probe gestellt. Eine sehr harte. Denn wenn eins bei uns so wirklich und überhaupt nicht zusammenpasst, dann unser Clash der Naturelle: Nordisch by nature vs. rheinischer Karnevalsjeck. Weiterlesen

Drei Zwiebeln für die Märchenbraut

Woran merkt man dass sich das Jahr dem Ende zuneigt? Da hat wahrscheinlich jeder von uns seine eigene Wahrnehmung. Doch es gibt zwei Dinge, die wohl mehr Leute zusammenbringen als das Wir-Gefühl bei der Fußball-WM 2006. Weiterlesen

Nachdurst

… oder besser: Nachhunger. Der Neujahrsmorgen geht ja mitunter – je nachdem, wie wild der Altjahrsabend war – mit einem ziemlichen Kater einher. Oder einem gewaltigen Nachdurst. Da ich selber für gewöhnlich keinen Alkohol trinke – nicht mal den Mitternachtssekt – macht sich eine lange Nacht bei mir immer mit einem kaum zu stillenden Heißhunger auf etwas ganz Ausgefallenes bemerkbar, das in keinerlei Verbindung mit dem am Vorabend Gegessenen steht. So auch vorhin wieder. Ich bin wachgeworden mit einem Riesenhunger auf Melle.

Jawoll, Melle. Die ich zuletzt in dem Jahr gegessen habe, bevor meine Großeltern altersbedingt ihren Gemüsegarten plattgemacht haben. Das war 1989. Vor einem Vierteljahrhundert also.

Folgende Zubereitung à la Oma war in unserer Familie überliefert: Gewürfelten fetten Speck in einem Topf auslassen, bis die Grieben knusprig waren. Die Grieben wurden rausgefischt und beiseite gestellt, dann wurde mit dem Speckfett und eine Mehlschwitze angerührt, welche mit Wasser soweit aufgefüllt wurde, um die Masse nicht zu sehr eindicken zu lassen. Melle hinzugeben und weichkochen lassen. Zum Schluss alles pürieren, mit Kondensmilch für eine gewisse Crèmigkeit sorgen und mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Die Melle auf Salzkartoffeln servieren und die Speckgrieben drübergeben, dazu ein Spiegelei. Voilà.

Die Verwendung von Kondensmilch lässt darauf schließen, dass es sich hierbei um eine kriegsbedingte Variante der Zubereitung handelt, aber das hat dem Genuss keinen Abbruch getan. Spinat mit Blubb konnte jeder – Melle war eine Kunst!

Auch wenn es inzwischen viele Biobauern gibt, die alte Gemüsesorten zu neuem Leben erwecken, stehen die Chancen, kurzfristig mal wieder Melle auf den Tisch zu bekommen, eher schlecht, denn Melle hat wegen ihrer ausgeprägten Verbreitungsfreude immer noch den Status von Unkraut und gilt in vielen Gemüsegärten sozusagen als Pflanze non grata.

Leider – denn der eingangs erwähnte Nachhunger ist immer noch verdammt groß, und die Tatsache, dass wegen bedauerlicher Mängel in der Einkaufsplanung vorhin nur Cornflakes ohne Milch oder kalte Sojaschnitzel von gestern zur Frühstücksauswahl standen, trägt nicht wirklich zur Steigerung der Resttagslaune bei…

ICH WILL MELLE!

Ach, ja – frohes neues Jahr nachträglich, übrigens.