Treppenhäuser for Future

Flurwoche, Treppenwoche, Scheuerwoche, Große Hausordnung, „Der lästige Scheiß“ – es gibt Dutzende Begriffe für eines der urdeutschesten Riten, nämlich die allwöchentliche Reinigung des Hausflures. Schwäbische Hausfrauen haben es darin zu unerreichter Perfektion gebracht, und im hohen Norden sind ganze Theaterstücke darüber geschrieben worden, in denen sich Leute unter anderem darüber auslassen, dass sie es als Beamtenfrauen nun wirklich nicht nötig haben, für ihre säumigen Nachbarn den Schietenkleier zu spielen.

Nun bin ich zwar auch Beamten… äh…

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Sonntagszwischenruf

Moin!

Was macht ihr sonntags eigentlich so gleich nach dem Aufstehen? Duschen, Sport, frühstücken, Die Sendung mit der Maus schauen, mit dem/der Liebsten nochmal in die Buntkarierten verschwinden für… na, ihr wisst schon?

Ischa auch egal, näch? Heute gibt es einen guten Grund, das übliche Ritual mal hintenan zu stellen. Ich hab’s heute so gemacht:

Aufstehen – Katzenwäsche – Zähneputzen – anziehe – WÄHLEN GEHEN!

Auf die letzten beiden Worte kommt es an.

Kinners, Freunde, Leser… bitte geht heute wählen. Besonders die letzten Wochen haben gezeigt, wie wichtig diese Wahl ist.

Geht wählen für ein freies, liberales, tolerantes und vielfältiges Europa. Und für ein Europa, in dem das Opfern unserer Umwelt zugunsten wirtschaftlicher Interessen keine Chance mehr hat. UND DER POLITISCHE EXTREMISMUS ERST RECHT NICHT!!!

Ja, es gibt Dinge, die in Europa querlaufen. Doch es gibt weiterhin so viel Gutes, dass wir es uns auf keinen Fall wegnehmen lassen dürfen. Und da wo es querläuft, stoßen wir unsere Vertreter auf den richtigen Weg. Mit Wahlen. Mit der aktiven Einmischung in politische Diskussionen. Auch wenn es bei manchen Zeitgenossen sinnlos sein wird, mit ihnen zu diskutieren. Trotzdem bleiben wir unüberhörbar!

Mein britischer Großvater hat in den Kriegswirren, besonders in den letzten Monaten vor dem Tag der Befreiung, bestimmt nicht alles gegeben, um Deutschland von der braunen Scheiße zu befreien, nur damit ich ihm jetzt auf diese Leistung draufspucke.

Ein billiger Computer kann mich nicht dazu bringen, schon zehn Minuten vor Türöffnung vor einem Ladenlokal zu stehen. Eine Wahl hingegen treibt mich sehr wohl schon in aller Frühe zum Wahllokal. Auch und gerade an einem Sonntag.

Wir alle haben eine große Verantwortung heute, im Hinblick auf unsere Zukunft, aber auch aufgrund unserer Vergangenheit.  Dieser Verantwortung müssen wir uns bewusst sein. Ewigkeiten haben wir unsere Eltern, Großeltern und manchmal sogar auch noch Urgroßeltern gefragt, wie das ’33 passieren konnte, und wir haben ihnen vorgeworfen, es nicht anders gemacht zu haben. WIR hätten es GANZ bestimmt ANDERS gemacht. Heute können wir zeigen, dass auf diese Behauptung Verlass ist. Nicht nur in Bezug auf den Extremismus. Auch unserer Umwelt zuliebe.

Darum nochmal:

Bitte geht wählen.

Wählt weise und wohlüberlegt.

Es kommt mehr denn je darauf an.

Und dann genießt die Sonne.


Mehr zum Thema:

An die Urne gehen – Über die Wichtigkeit von Wahlen

No de Urne hin – Der gleiche Artikel nochmal auf Plattdeutsch

In the Year 2087 – Vielleicht müssen wir eines Tages Rede und Antwort stehen, warum wir fatale Dinge nicht verhindert haben.

Nur ein Satz – Warum ich  meine Urgroßeltern nie kennengelernt habe und genau das ein Grund ist, Flüchtlinge willkommen zu heißen.

Nicht mit uns – Die Blogparade Schreiben gegen Rechts


Hinweis: Die Titelgraphik dieses Beitrags stammt aus dem Pool frei verwendbarer Bilder von Pixabay und kann im Rahmen der Pixabay License frei verwendet werden.

Weihnachtsgeld

„Guten Morgen, der Herr! Ich sehe, Sie sind Brillenträger! Darf ich Sie vielleicht mit unserem neuen Brillenreiniger Glotzenglanz bekannt machen?“

Eigentlich sollte ich stumm vorbeigehen, aber die preußische Erziehung verbietet das. Also grüße ich, lehne höflich dankend ab und stelle mich auf das Unvermeidliche ein: Prompt prasselt ein Schwall wohlgedrechselter und perfekt auswendig gelernter Phrasen auf mich ein, mit denen der Propagandist (ich weiß, dieser Job trägt heute einen klangvolleren, wichtigeren und natürlich englischen Namen, vermutlich sowas wie „Crap-That-Nobody-Needs Sales Manager“, aber ich habe nun mal ein Faible für diese altmodischen Vokabeln) mich davon zu überzeugen versucht, dass nur sein Produkt meine Brille sauber hält.

Ich bedanke mich für die Information, lehne noch einmal dankend ab und will weitergehen. Doch dieser Mr. Brillenrein denkt gar nicht daran, mich in Ruhe zu lassen, versucht sogar, mich am Arm festzuhalten. Da werde ich doch langsam füünsch: Weiterlesen

Maschinen stop

Was haben der Indische Ozean und eine Stadt in Norwegen gemeinsam. Beides sind geographische Gegenden, das ist offensichtlich, wenn sie auch deutliche Größenunterschiede aufweisen. Aber noch etwas teilen sie: Sie haben Weiterlesen

Müll-Safe

20141121-1„Endlich haben wir sie“, freut sich der ehemalige Arbeitskollege beim Kaffeeplausch und zeigt mir stolz einen neuen Schlüssel an seinem Bund.

„Ach, habt ihr eurem Vermieter endlich ein Fahrradhäuschen aus dem Kreuz geleiert?“

„Nee, aber abschließbare Mülltonnen!“

Ehe ich meine große Fresse meinen vorlauten Rappel halten kann, entfleucht mir: „Nee, is‘ klar. Hat ja auch in der Zeitung gestanden, dass die Mülldiebstähle in letzter Zeit besorgniserregende Ausmaße angenommen haben. Da muss dringend was getan werden.“

„Quatsch! Aber du weißt doch, dass die Mülltonnen bei uns nicht hinten im Hof, sondern vorne an der Straße stehen. Und wir sind es leid, dass ständig irgendwelche Fremden ihren Müll in unsere Tonnen schmeißen.“

Mir ist es vorher noch gar nicht so aufgefallen, aber als ich nach dem Kaffeeplausch noch zum Grünhöker gehe, achte ich bewusst drauf: Tatsächlich, in immer mehr Ecken der Stadt gibt es Mülltonnen mit dieser roten Wulst auf dem Deckel, in der das Schloss eingebaut ist.

Andererseits haben die gleichen Ecken ein deutlich höheres Problem mit Straßenverdreckung, weil es weit und breit keine öffentlichen Mülleimer gibt, teilweise nicht mal an den Bushaltestellen und den unwichtigeren Straßenbahnstationen. Da müsste doch die so genannte Öffentliche Hand auch mal aktiv werden. Nur mit Schlössern für die Mülltonnen kann’s da nicht getan sein.

Jedenfalls wär’s mir lieber, die Leute schmeißen ihren Müll en passant in meine Mülltonnen, so lange nicht mehr öffentliche Mülltonnen da sind. Gut, ich zahle deren Entsorgungskosten mit. Aber wenigstens wäre mein Vorgarten sauber.

Alt und gefährlich

Seit gestern ist sie also auf ihrer wirklich letzten Reise – die Costa Concordia ist unterwegs zum Abwracker in Genua. In diversen Medienberichten war zu erfahren, dass es fast zwei Jahre dauern wird, bis von dem Unglücksschiff nichts mehr übrig ist. Zwei Jahre für knapp 115.000 Tonnen. Und das ist eine Zeit, die Experten einer Industrienation benötigen werden.

Das macht mich nachdenklich. Denn so immens die Costa Concordia (noch) ist – das größte Schiff auf dem Kreuzfahrtmarkt war sie nicht. Der aktuell größte Vergnügungsdampfer bringt gut 225.000 Tonnen auf die Waage, also schlappe 110.000 Tonnen mehr, und es gibt eine ganz eine ganze Reihe von Schiffen, die zwischen diesen beiden Maßen angesiedelt sind. Nach oben wird in Zukunft sicherlich auch noch Luft sein.

Wir reden und hören soviel über Kreuzfahrtschiffe als Dreckschleudern was ihre Abgase betrifft. Das will ich gar nicht kleinreden, doch das ist ein Jetzt-Problem, mir geht es aber im Moment um eine weiter entfernt liegende Zukunft.

Jedes Schiff ist irgendwann reif für das, was jetzt der Costa Concordia blüht. Einfach aus Altersgründen. Doch viele von den Giganten der Meere werden nicht von technisch hochausgerüsteten Profis mit aller Sorgfalt und unter Berücksichtigung aller möglichen Sicherheitsvorkehrungen zerlegt. Sie landen auf Schiffsfriedhöfen, etwa wie dem berühmtesten in Alang/Indien, der allerdings nicht der einzige seiner Art ist:

Das Schiff wird mit gerade noch soviel Diesel im Tank, wie benötigt wird, Bug voraus auf den Strand des Schifffriedhofs gerichtet. Dann werden die Maschinen ein letztes Mal auf Volle Kraft voraus hochgejagt und das Schiff rast soweit es möglich ist, den Strand hinauf, seinem sicheren Ende entgegen. Es gibt zahlreiche Berichte bei allen seriösen Nachrichtenportalen aber auch YouTube-Videos, die zeigen, was dann passiert: Einfache Menschen ohne Schutzkleidung und andere Sicherung gegen Gefahren (z. B. Atemmasken), dafür in ganz normalen Kleidungsstücken, die nackten Füße teilweise nur in Badelatschen, nehmen diese Schiffe dann mit einfachsten Werkzeugen auseinander. Sie sind Giftstoffen, herabstürzenden Teilen, herausragenden scharfen Teilen nahezu schutzlos ausgeliefert, und das für einen Hungerlohn. Gibt es dabei Tote? Und was passiert mit Giftstoffen u. ä. aus den Schiffen – wie werden sie entsorgt? Danach fragt dort kaum jemand. Dafür ist das Abwracken eines Schiffes dort viel billiger als auf einer professionellen Werft in unserer so genannten Ersten Welt.

Die Schiffe, die jetzt ins abwrackfähige Alter kommen, stammen noch aus einer anderen Generation und sind fast durchweg kleiner als die Costa Concordia, teilweise weit unter 100.000 Tonnen schwer. Doch wie wird das in zwanzig, dreißig, vierzig Jahren sein, wenn die neuen Riesenpötte von jetzt in Alang landen?

Als Schiffsliebhaber bin ich nicht gegen neue Schiffe, auch nicht gegen große. Aber ich bin dagegen, wenn Schiffe ihrem Ende so entgegengehen wie in Alang. Da muss sich was tun. Für die Umwelt, aber auch für die Menschen, die diese Arbeit übernehmen. Vielleicht könnte es eine Art „Abwracksparbuch“ für jedes Schiff geben, das von jedem Reeder, in dessen Besitz sich ein Schiff während seines ganzen Lebens befindet, bespart werden muss. Davon könnte dann eine sachgemäße Abwrackung finanziert werden. Das würde natürlich zu höheren Preisen bei Kreuzfahrten (bzw. bei den Waren, die per Frachschiff transportiert werden) führen. Aber das sollte es uns wert sein.