Neue Rezeptur

Wenn irgendwo „neue Rezeptur“ drauf steht, ist Vorsicht geboten. Das ist nämlich oft nur ein Synonym für die berühmten versteckten Preiserhöhungen, mit denen wir als Verbraucher nach Strich und Faden verarscht werden – gleicher Preis wie vorher, aber es ist weniger Ware in der Verpackung. Habe ich heute erst wieder beim Frühstück gehabt: Weiterlesen

Chia-Chai-Chachacha

Man kann mir mit einigem Recht unterstellen, dass ich verdammt altmodisch bin. Die beste Musik gab es für mich in den 50ern und 60er, ich höre lieber Radio als fernzusehen, finde per se mit Löchern verkaufte Jeans albern, halte anderen Menschen die Tür auf und so weiter. Ich ruhe da auch durchaus mit einer gewissen Zufriedenheit in mir. Trotzdem gibt es Tage, an denen ich es selber begrüßen würde, etwas mehr up to date zu sein. Weiterlesen

Beuteljahre eines Hausmannes

Wenn ein Produkt mit dem Verkaufsargument der „neuen Rezeptur“ oder der „verbesserten Formel“ feilgeboten wird, bedeutet das oft nichts Gutes. Ganze TV- und Zeitschriftenredaktionen beschäftigen sich mit nichts anderem als der Nachforschung, wo wir von vorn bis hinten so richtig bes…tupst werden. Versteckte Preiserhöhungen, schlechtere Zutaten, Zuckerreduktion im Austausch zur Fettanteilerhöhung. Man kennt das.

Manchmal steckt hinter einer angekündigten Verbesserung aber tatsächlich eine solche. Ich kann mir nur nicht recht vorstellen, ob die wirklich jedesmal so neu ist, wie man uns weismachen will. Weiterlesen

Männer lesen keine Bedienungsanleitung

Schon gar nicht, wenn es um Geräte geht, die man nur ein einziges Mal technisch einrichten muss und die dann (hoffentlich) auf ewig so laufen. Wenn doch, vergessen sie das Gelesene gleich wieder. Sie brauchen’s ja nicht mehr. Denken sie! Weiterlesen

Trending Topic

Es gibt Themen, bei denen immer ein gewisses Grundrauschen präsent ist. Dann kommt ein Bild, ein Artikel, eine prägnante Schlagzeile daher und unversehens brummt es ganz besonders.

Während der letzten Tage war es wieder mal das Thema Weiterlesen

Da biste platt

Man ist ja so misstrauisch geworden. Bei gefühlt zwanzig Sendungen in Funk und Fernsehen pro Tag, die uns darauf aufmerksam machen, wie hundsgemein wir an jeder Ecke abgezockt, betrogen, belogen, vulgo: von vorn bis hinten besch*ssen werden, mag man kaum noch etwas glauben. Weiterlesen

Wir müssen alle sterben!

20141128-1Woran erkennt man, dass Weihnachten naht? Ich meine, außer daran, dass man schon seit September Christstollen, Dominosteine und Co. erwerben kann?

Ganz einfach: Jedes Jahr kurz vor dem ersten Advent steigt die Ausgabe von gar Fürchterliches prophezeienden Verbraucherwarnmeldungen sprunghaft an, z. B. „Benutzen Sie die Kerze vom Hersteller X aus dem Material Y nicht, die Dämpfe enthalten Schadstoffe, mit denen Sie langfristig Lungenkrebs entwickeln.“ Oder „Kaufen Sie nicht den Plastiktannbaum ABC, denn mit dessen Ausdünstungen vergiften Sie sich.“ Aber im gleichen Atemzug: „Kaufen Sie keine echten Bäume der Baumarkt- und Gartencenterkette 08/15, die sind mit Pestiziden verseucht!“

Wir bekommen’s ja schon das ganze Jahr hindurch zu hören: Esst dies nicht! Trinkt dass nicht! Guckt euch jenes nicht zu lange an! Verzichtet auf dies-und-das!

Das Leben ist gefährlich, also passt auf, sonst bringt es euch am Ende um… Sensationelle Entdeckung! Lebewesen sind sterblich! Und nicht alle fallen irgendwann aus Altersschwäche um!

Wobei früher ein verallgemeinernder Warnhinweis in der Tagesschau gereicht hat: „Alle Seifenprodukte mit ______ (hier Zusatz nach Wahl einsetzen, z. B. einen Duftstoff) enthalten Gift – Finger weg!“ Heute bekommt jeder einzelne Hersteller seine eigene 45minütige Doku, und zwar von jedem Sender in der bundesdeutschen TV-Landschaft eine neue.

Eigentlich müssen wir doch längst ausgerottet sein, weil wirklich nichts mehr sicher ist. Aber komisch – wir sind immer noch da und werden sogar immer noch mehr.

Kleidung ist vergiftet, Spielzeugkleinteile können beim Einatmen zum ersticken führen, nicht überall, wo Bio drauf steht, ist auch wirklich Bio drin. Das ist alles sicherlich nicht schön, gar keine Frage, und sicherlich sind viele Warnungen auch absolut sinnvoll.

Dennoch habe ich das Gefühl, wir versinken allmählich in einer Sicherheitshysterie, bei der die Lebensfreude nur auf der Strecke bleiben kann.

Aber sehen wir den harten Fakten ins Auge: Das risikofreie Leben gibt es nicht. Hat es noch nie gegeben. Wird es nie geben. Irgendwo lauert immer eine Gefahr, und wenn es nur der Blumenpott ist, der einem aus dem dritten Stock auf die Gedächtnishalle fällt.

Eigentlich bleibt uns doch nur folgendes übrig: Wenn ich auf alles verzichte, was irgendwie ungesund, schlecht für mein Leben ist oder ethisch unkorrekt produziert wurde, bleibt mir doch nix anderes übrig, als splitterfasernackt in den nächsten Wald zu gehen, mir mit bloßen Händen ein Grab zu schaufeln und mich darin selbst zu verbuddeln. Hab‘ ich aber keine Lust zu. Also mache ich einfach weiter, wie ich es für mich für richtig halte…

Ein Bett für den Kartoffelbrei

KartoffelbreiÜberall hört man man vom Energiesparen, und es gibt die tollsten Modelle dafür, ich brauche sie gar nicht aufzuzählen. Keine Verbrauchersendung in Funk und Fernsehen, keine Zeitungsrubrik, die uns nicht täglich die neuesten sensationellen Tips verrät.

Unsere Großeltern und Urgroßeltern können darüber nur müde lächeln. Die waren nämlich lange vor uns in der Verlegenheit, mit wenig Energie auszukommen. Damals nannte sich das nur nicht Umweltschutz sondern Stromsperre und war ein (nach)kriegsbedingter Auswuchs, mit dem es gewitzt umzugehen galt.

Wir können uns das heute gar nicht mehr vorstellen – wir werden ja schon hysterisch, wenn mal die Sicherung rausfliegt und für fünf Minuten das Internet nicht funktioniert, wir unser Smartphone nicht aufladen können. Von unserem Kaffeevollautomaten gar nicht erst zu reden!

Doch Generation Oma hatte gar keine andere Wahl, wenn es nur ein oder zweimal am Tag für nur jeweils eine Stunde Strom (und auch Gas gab). Das ganze war obendrein noch streng kontingentiert, und wer am Monatszehnten (oder vielleicht sogar eher…) seine Ration schon aufgebraucht hatte, konnte bis zum nächsten Ersten seine Kartoffeln einzeln über einer Kerzenflamme einem Hindenburglicht rösten.

Doch Not macht bekanntlich erfinderisch. Beim Kochen beispielsweise: Sollte es etwa Stampfkartoffeln geben, wurden die Kartoffeln ganz normal geschält und dann in einen Topf mit Wasser gegeben. Deckel drauf, ab auf den Herd damit, und zwar gerade eben nur so lange, bis das Wasser richtig zu sieden anfing. Dann musste es ganz schnell gehen: Flamme aus, den Pott in zwei Handtücher, noch eine dicke Wolldecke drum und dann das Ganze unter die dicken Winterplumeaus ins Bett gepackt. Nun musste man noch einfach zwei, drei Stunden Geduld haben, und dann waren die Kartoffeln weich genug, um gestampft zu werden. Manchmal waren sie sogar schon so zerfallen, dass einfaches Rühren reichte. So wurde mit allen Gerichten verfahren: Eintöpfe, Äpfel fürs Kompott, Hühnerbrühe mit Reis, Graupensuppe, Haferschleim… Alles wurde zum Fertiggaren in die Heia gebracht.

Manch handwerklich begabter Mitmensch der damaligen Zeit erlebte einen wahren Kreativitätsschub. Mit Hilfe alter Koffer, Nachtkommoden, Wäschetruhen, vor allem aber ausrangierten Kissen und Decken wurden ganz raffinierte Kochmöbel gebaut, doch die meisten waren mit der Bettmethode vollkommen zufrieden. Was aus einmal aus der Not geboren wurde, entwickelte sich später, als Gas- und Stromsperre der Vergangenheit anhörten, zum echten Modell für das Portemonnaie der sparsamen Hausfrau, zumal diese Methode auch zum Warmhalten bestens geeignet war. Meine Oma selig hat bis zum Schluss so gekocht und durfte sich jedes Jahr über eine satte Rückzahlung bei der Stromabrechnung freuen, während alle um sie herum über die Nachzahlung stöhnten.

Natürlich braucht diese Methode einiges an Zeit, zumal jedes Gericht verschieden lange dauert, aber was soll’s? Wenn man den organisatorischen Dreh raus hat, funktioniert es ganz wunderbar. Ich hab’s erst heute wieder einen Pott Kartoffeln so „gekocht“.

Inzwischen kommt dieses langsame Kochen wieder richtig in Mode, nennt sich Slow Cooking im Crock Pot, gilt nicht nur als energiesparend wegen des geringen Verbrauchs, sondern auch als unheimlich gesund, weil so schonend gegart wird, und kostet in der Anschaffung erstmal einiges an Geld. Ich bleib da bei der von Oma gelernten Methode – dafür habe ich alles da und ich freue mich jedes Jahr über eine satte Rückzahlung bei der Nebenkostenabrechnung, während um mich herum…