Eins, zwei, drei, vier – DRACULA!

fünf, sechs, sieben, acht – DRACULA!

Wie der alte Kinderreim weitergeht, weiß ich nicht mehr, da sind nur noch vage Erinnerungen an Weiterlesen

Häppchenweise

Zum Wochenausklang mal kein langer Text, sondern nur ein paar kleine Häppchen, die sich den Tag über ergeben haben.

Foto-Happen:

Ruine der 1918 zwar nahezu fertiggestellten, aber nie in Betrieb gegangenen und anschließend verfallenen Station Beimoor der Hamburger Hochbahn. Die neue Geisterschichte nimmt Form an.

Musik-Happen:

Bei YouTube habe ich mein Lieblingslied von Esther Ofarim, Morning of My Life, in einer besonderen Version gefunden, die sie gemeinsam mit den Bee Gees aufgenommen hat, bevor diese den Disco-Falsett für sich entdeckt haben. Gefällt mir besser als die Duett-Version mit Abi. Suchbegriff: esther ofarim bee gees morning.

Wort-Happen:

Haberdashery – ich mag dieses Wort aus dem British English. Es klingt so großartig, kühn, verwegen, dabei heißt es einfach nur Kurzwaren. Aber warum sollen Knöpfe, Reißverschluss & Co. nicht auch mal großartig klingen?

Küchen-Happen:

Auf besonderen Wunsch eines vereinzelten Ehemannes gab’s bei uns heute Bauernfrühstück:

Pro Nase je 150 g gekochte Kartoffelwürfel und Erbsen/Möhren, ½ EL fein gewürfelte Zwiebeln, 2 Eier, etwas Milch. Für Fleischesser: 1/2 TL feine Speckwürfel zum Auslassen und 150 g Fleischwurst, fein gewürfelt. Für Vegetarier: Pflanzenfett zum Anbraten und anderes feines Gemüse nach Geschmack wie Maiskölbchen. In einer Pfanne Speck auslassen/Pflanzenfett erhitzen. Kartoffelwürfel, Zwiebelwürfel ( und Fleischwurst) in die Pfanne geben, braten und anbräunen. Erbsen und Möhren (und zusätzliches Gemüse) hinzugeben, erhitzen. Eier mit Milch verquirlen, salzen & pfeffern, in die Pfanne geben und unterrühren. Wenn das Ei gestockt und leicht angebräunt ist, Bauernfrühstück servieren.

Freuden-Happen:

Per eMail erreichte mich eine wunderschöne Reaktion auf mein Buch Frag doch das Vanilleeis: Holger und Christoph seien so lebensnah gezeichnet, die wünscht man sich als echte Freunde. Ich kann kaum beschreiben, wie mir da das Herz aufgegangen ist!

Genuss-Happen:

Seit Kindertagen begleitet mich die Stimme der großartigen Marianne Kehlau in unzähligen Hörspielen. Heute Abend gönne ich mir wieder einmal mein Lieblingsstück mit ihr, Gräfin Dracula – Tochter des Bösen von 1981. Sie zieht alle Register – verführt wie ein Vamp, wütet wie eine Furie. Und man hört ihr, die sonst eher auf liebe alte Damen und Königinnen abonniert war, den Spaß an, den sie dabei hatte, einmal richtig böse sein zu dürfen. In über dreißig Jahren bestimmt hunderte Male gehört – und ihr immer noch nicht überdrüssig geworden. Im Gegenteil! Noch heute läuft es mir bei diesem Satz eiskalt den Rücken runter: „Sie können sich Zeit lassen. Ich mag Gäste, die sich Zeit lassen. Und ich bin froh über junge Gäste, so wie sie. Junges Blut ist ungeduldig, aber es ist auch voller Kraft und Hitze.“

Schauder!

Verwunderungs-Happen:

Allmählich kommt heraus, dass über 2/3 der Ice Bucket Challenge-Spenden nicht in die Forschung fließen, sondern in andere Dinge wie Gehälter. Das einzig Überraschende daran ist doch nur, dass davon jemand überrascht ist.

Zitat-Happen:

„Wenn du für Schwulenrechte eintrittst, musst du doch selber schwul sein.“ – „Ich trete auch für Tierrechte sein. Sehe ich deswegen aus wie ein Alpaka?“ (aus dem Web)

Achselzuck-Happen:

Eben höre ich von meinem Mann, dass das Maggi-Kochstudio bei uns in der Fußgängerzone geschlossen hat. Nichts könnte mir gleichgültiger sein, wir haben für diesen Laden nie Bedarf gehabt. Wir können kochen. Also, richtig kochen. Schade nur um die Karrieregirls. Wo sollen die jetzt ihr Maggi Fix für Nudelwasser herkriegen?

Schönes Wochenende!

Von der Themse an die Newa

Nach Those Who Hunt the Night und Travelling With the Dead nun meine Eindrücke zum 3. Abenteuer mit dem Oxford-Professor und Spion im Dienst Seiner Majestät a. D. James Asher und dem spanischen Vampir Don Simon Xavier Christian Morado-de la Cadena Ysidro,

Blood MaidensBlood Maidens (noch nicht in dt. Übersetzung erschienen) von Barbara Hambly

Worum geht es? Erneut wird James Asher zum Verbündeten von Don Ysidro. Dieser benötigt Hilfe, weil eine Freundin von ihm (und wie Asher vermutet: mehr als das), in St. Petersburg verschwunden ist. Ein Eindringling will scheinbar dem Meistervampir von St. Petersburg das Territorium streitig machen. Dabei stellt er sich einerseits sehr ungeschickt an: All seine neuen Zöglinge werden umittelbar nach ihrer Erschaffung wieder vernichtet. Andererseits ist er so geschickt darin, seine Spuren zu verbergen, dass selbst die ältesten Vampire St. Petersburgs und der Städte, die er auf seinem Weg in die Newa-Metropole durchkreuzt hat, trotz ihrer hochentwickelten Fähigkeiten seine Präsenz zwar spüren, doch ansonsten nichts weiter herausfinden konnten. Wer ist dieser Eindringling mit den neuen, hochentwickelten Fähigkeiten? Was hat der Geheimdienst des auf Krieg gebürsteten deutschen Kaisers damit zu tun? Und was ist mit dem Aspekt, dass Vampire – entgegen aller bisherigen Aussagen von Don Ysidro – scheinbar doch Freundschaft und Liebe empfinden können? Während Professor Ashers Frau Lydia in St. Petersburg wieder einmal die zuverlässige Rechercheurin gibt, jagen Asher und Ysidro quer durch Europa, um über Informanten in Berlin, Prag, Köln und Warschau das düstere Rätsel zu lösen.

Welchen Eindruck hinterlässt das Buch? Ich war ziemlich skeptisch, als ich Blood Maidens kaufte, denn es hat über fünfzehn Jahre gedauert, bis Barbara Hambly sich nach zahlreichen anderen Büchern endlich dem dritten Abenteuer für das Ehepaar Asher und Don Ysidro gewidmet hat. Würde es ihr gelingen, nach so langer Zeit an die großartige Atmosphäre der beiden vorherigen Bücher anzuknüpfen? Kurzum: Ja.

Der Plot setzt unmittelbar nach dem Ende von Band 2 (Travelling With the Dead) an und beinhaltet alle Elemente, welche die beiden vorherigen Bücher so lesenswert gemacht haben: Eine Story zwischen Vampirroman und Krimi (wobei Blood Maidens eher Elemente des Spionage-Krimis à la The 39 Steps beinhaltet statt wie zuvor des Gaslight-Krimis), die sich am Ende ganz anders auflöst, als es zu Beginn den Anschein hatte. Eine Story mit vielschichtig gezeichneten Charakteren, die sich glaubwürdig weiterentwickeln. Da ist auf der einen Seite die Zerrissenheit von Asher und seiner Frau Lydia zwischen dem unbedingten Pflichtgefühl, Vampire vernichten zu müssen, und dem merkwürdigen Gefühl, zu Don Ysidro eine Verbindung zu spüren, von der sie nicht wissen, ob da eine echte, wenn auch unheimliche Freundschaft erblüht, oder ob der Vampir ihre Gefühlswelt nur über seine Kräfte manipuliert.

Auf der anderen Seite ist da Don Ysidro, der zunehmend „menschlicher“ daherkommt und fast schon sympathische Züge entwickelt, was die innere Zerrissenheit des Ehpaares Asher für den Leser nur deutlicher macht. Auch die Feinde und Freunde, mit denen das Trio in Blood Maidens zusammentrifft, sind sehr komplex und detailliert von Hambly erschaffen worden.

Dazu gelingt es ihr, den geschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen Hintergrund der von ihr beschriebenen Epoche so perfekt recherchiert auf die Story zu übertragen, dass das St. Petersburg des Jahres 1911 in seiner ganzen Pracht und Düsternis mit allen gesellschaftlichen Details von den Armenquartieren bis zu den verschwenderischen Residenzen wiederaufersteht. Sie malt förmlich mit ihren Worten. Hier haben fünfzehn Jahre Pause keinerlei Rost an ihrer Erzählkunst angesetzt.

Doch leider hat auch ein Wehrmutstropfen überlebt: Wenn Barbara Hambly ihre Protagonisten wie die Kölner Vampirin Petronilla Ehrenberg oder auch Asher (der Deutsch angeblich so perfekt beherrscht, dass er selbst die feinen Nuancen verschiedener Stadtteile des Berliner Dialekts bis in einzelne Straßenzüge hinein unterscheiden und korrekt anwenden kann) Deutsch sprechen lässt, möchte man als deutscher Leser am liebsten in die Tischkante beißen. Hier stimmt wirklich nichts, und wieder fragt man sich: Warum hat das Lektorat nicht korrigierend eingegriffen?

Doch wenn man in diesem Punkt beide Augen ganz, ganz fest zudrücken kann, gibt es wirklich nichts an diesem Buch zu meckern.

Lesen ist Genuss – welche kulinarische Begleitung sollte es geben? Borschtsch. So rot wie Kommunismus ___, Blut ___, die immer selbe verdammte Ampel morgens auf dem Weg ins Büro ___. (Zutreffendes nach eigenem Gutdünken bitte selber ankreuzen)

Europareise mit Vampiren

Zum Welttag des Buches habe ich u. a. den Roman Those Who Hunt the Night (Jagd der Vampire) von Barbara Hambly aus dem Jahr 1989 vorgestellt. Durch Zufall habe ich herausgefunden, dass Frau Hambly kürzlich nach über 20 Jahren mit Blood Maidens das dritte Abenteuer für den Oxford-Professor James Asher und den charismatischen spanischen Vampir Don Simon Xavier Christian Morado-de la Cadena Ysidro vorgelegt hat. Bestellt, am Wochenende erhalten und verschlungen. Doch bevor ich mich dazu äußere, erstmal der Lückenschluss mit Band 2:

Travelling With the Dead (Gefährten des Todes) von Barbara Hambly

Worum geht es? London, 1908. Ein Jahr ist es her, dass sich die Wege von James Asher und seiner Frau Lydia mit denen der Vampire Londons kreuzten. Durch einen Zufall kommt Asher nun erneut mit ihnen in Verbindung, denn er macht eine erschreckende Entdeckung: Der Vampir Earl of Ernchester scheint sich der Regierung eines anderen Landes angedient zu haben, das England nicht wohlgesonnen ist. Obwohl nicht mehr als Spion für die englische Krone tätig, erwachen alte Instinkte in Asher. Er folgt dem Earl sowie dessen ungarischem Begleiter über Paris und Wien bis nach Konstantinopel. Ihm zur Seite steht die Gattin des Earls, Lady Ernchester, und diesmal muss Asher sich nicht nur mit einem Vampir zusammentun, sondern auch dessen Rettung vor Unheil vorantreiben. Doch statt mit dem enigmatischen, seine Gefährlichkeit nicht verhehlenden Don Ysidro hat Asher es nun mit einer Untoten zu tun, die ihn zunehmend auch persönlich fasziniert. In London wird Don Ysidro seinerseits zu einer Allianz mit Sterblichen genötigt – durch Ashers unerschrockene Frau Lydia, die weit davon entfernt ist, ihren Mann eine unerbetene, aber umso gefährlichere Mission allein durchstehen zu lassen, weshalb sie ihm mit Don Ysidro folgt. Und auch Lydia Asher baut zu ihrem Reisegefährten eine Verbindung auf, die es eigentlich nicht geben darf. So nähern sich die vier Gestalten dem Geheimnis, das hinter der unerwarteten Reise von Lord Ernchester steckt.

Welchen Eindruck hinterlässt das Buch? Wieder verbindet Barbara Hambly Vampirroman und Gaslight-Krimi. Dass Frau Hambly ihre Protagonisten dabei nach Konstantinopel schickt, fügt der Story eine angenehm exotische Note hinzu. Zwar wählt sie als Kulissen Serails und Hamams, doch die Atmosphäre gleitet nicht in die Märchen aus 1001 Nacht ab, sondern entspricht ganz dem, was man über das beginnende 20. Jahrhundert gelesen und gehört hat. Eine Zeit, zu der sich die Diplomaten von Orient und Okzident zu prachtvollen Bällen trafen und unter dem Vorwand diskreter Salonplaudereien politische Schachzüge wie den Bau der Bagdadbahn planten, während die mitgereisten Gattinnen sich bei Musik und Tanz vergnügten.

Generell ist die Geschichte gelungen, trotzdem hakt es an einigen Stellen gewaltig. In Those Who Hunt the Night hat Barbara Hambly ihren James Asher als gewieften Spion vorgestellt, dessen größte Stärke seine polyglotte Ader ist. Genau das wird ihm jetzt zum Verhängnis: Besonders die in Wien spielenden Kapitel sind bisweilen eine Qual. Hambly lässt Asher Deutsch sprechen. Fließend, wie sie behauptet, und sogar so gewandt in den Dialekten, dass er einzelne Stadtteile der großen Metropolen voneinander unterscheiden kann. Doch in Wahrheit ist sein Deutsch so grauenhaft, dass es das Bild des polyglotten Chamäleon-Spions auf fatale Weise demontiert. Falsche Anreden und Sachbezeichnungen (z. B. „Herr Oberhaupt“ statt „Herr Oberhauptmann“, man spricht „hoche Deutsch“ statt „Hochdeutsch“ etc.), falsche Anwendung der Umlaute (das eine zentrale Rolle spielende Sanatorium Frühlingszeit wird beharrlich Fruhlingzeit genannt) und vieles mehr. Mein Lieblingswort, das alle Schrecken dieses Sprachgemetzels zusammengefasst hat, war Zwanzigstejahrhundert Abkuhlunggeselleschaft – die Erfindung elektrischer Kühlsysteme spielt eine wichtige Rolle im Dénouement am Ende der Geschichte. Sicherlich kann ein Autor beim Verfassen seines Manuskriptes Fehler machen, wenn er sich einer ihm nicht wirklich vertrauten Sprache bedient, das ist problemlos entschuldbar. Dass das Lektorat nicht korrigierend eingreift, hingegen nicht.

Wenn man über diese Sandkörner im Getriebe hinwegsehen kann, ist Travelling With the Dead allerdings ein durchaus spannender und lesenswerter Vampirroman.

Lesen ist Genuss – welche kulinarische Begleitung sollte es geben? Passend zur Story ein Vierstädtemenü. Londoner Entree: Leek & Potato Soup – Pariser Zwischengang: Crudités – Wiener Hauptgericht: Tafelspitz – Konstantinopel-Dessert: Şekerpare und ein heißer Mocca.