Es werde Buch!

In weniger als 48 Stunden ist es soweit: Das dritte Abenteuer mit meinen beiden norddeutschen Jungs Holger und Christoph, Ich will dich doch bloß heiraten!, hat seine Metamorphose von einer Sammlung unsortierter Gedankensplitter über ein lange bebrütetes Manuskript zum fertigen eBook und „richtigen“ Buch komplett hinter sich und geht in die Welt hinaus.

An anderer Stelle hatte ich schon mal berichtet, dass es beim Schreiben zu dieser Story gewisse Anlaufschwierigkeiten gab und wie ich diese sehr befriedigend abstellen konnte. Trotzdem war da noch eine kleine Baustelle übrig:

Als ich vor gut zehn Jahren das erste Skript mit Holger und Christoph schrieb, tat ich etwas, das sich im Nachhinein als kleine bis mittelschwere Fehlentscheidung herausstellen sollte, denn ich verfrachtete die beiden von Hamburg nach Fehmarn.

Nun ist die Sonneninsel, im Volksmund auch als „der 6. Kontinent“ bezeichnet, ein sehr schöner Flecken Erde. Nur konnte ich damals nicht ahnen, dass die Herren Clausen und Collingsen nicht nur für ein zweites Abenteuer wiederkehren würden, sondern auch noch ein drittes Mal (den Cameo-Auftritt in einem anderen Roman zähle ich jetzt mal nicht).

Das stellte mich eben jetzt bei Roman # 3 vor ein ziemliches Problem. Die Sache mit der Story, die an nur einem einzigen Ort und sozusagen in nur einer einzigen Kulisse spielt, mag am Theater funktionieren oder in kniffeligen Mordgeschichten wie Gaston Leroux‘ Das gelbe Zimmer. Für eine heitere Story um Irrungen und Wirrungen, die dem schönsten Tag des Lebens vorausgehen und ihn begleiten sollen, ist sowas eher ungeeignet.

Doch selbst gelegentliche Ausflüge nach Hamburg, wo die Geschichte der beiden im ersten Roman begonnen hat und wo sie ihre Wurzeln haben, machten den Kohl nicht fett.

Ich wollte die beiden dann aber auch nicht in eines der einschlägigen Hochzeitsparadiese durchbrennen lassen. Zum einen wusste ich nicht, wie es anno 2012 in Nevada mit der Rechtsverbindlichkeit von zwei Kerlen vor dem Traualtar aussah und was das für ein deutsches Paar bedeutete. Zum anderen bestanden meine einzigen Erfahrungen mit Las Vegas aus ein paar Hollywoodstreifen aus den 1950er Jahre, wo früher oder später immer irgendjemand aus unerfindlichen Gründen in Gesang ausbricht, selbst wenn er sich nur aus der nächsten Frittenbude um die Ecke seinen Mitternachtssnack besorgt.

Okay, eine oder zwei Folgen CSI:Las Vegas habe ich in diesem Leben auch gesehen, aber da Holger und Christoph keinerlei kriminelle Energie besitzen und ich noch nicht mal mit einem  Chemiekasten für Viertklässler zurechtkomme, geschweige denn mit echter Forensik, fiel Las Vegas für den neuen Roman ebenso aus wie das schottische Hochtzeitsparadies Gretna Green, von dem ich nur weiß, dass Cliff Richard mal darüber gesungen hat.

Also galt Back to the basics, was sich unter anderem auf eine der wichtigsten Schreibregeln bezog: Schreib nur über das, was du kennst!

In den Niederlanden bin ich schon mehrmals gewesen, in Dänemark ebenso und auch in Köln, Bonn, Düsseldorf und Berlin. Im Ruhrpott lebe ich… Voilà, auf einmal hatte ich eine ganze Reihe von Locations zusammen. Weiteres Grübeln ergab noch weitere Örtlichkeiten und am Ende hatte ich mehr, als ich tatsächlich brauchte.

Nächster Schritt: Wie kommt man dort überall hin? Das ist einfach: Zug, Eisenbahn, Auto, Bus, Schiff, Flugzeug, zu Fuß.

Weiter: Welche meiner Figuren könnte man dahin schicken und warum? Hochzeitsreise, Dienstreise, Flucht, Erbtante Mildreds letzten Wunsch erfüllen, Junggesellenabschied, neues Auto abholen, Wette einlösen…

Um es kurz zu machen: Alle gordischen Knoten lösten sich irgendwann auf, und herausgekommen ist ein Manuskript, das nicht nur über das bislang größte und bunteste Figurenensemble verfügt – es ist auch noch nie eine Story weiter in der Welt herumgekommen als diese!

Jetzt muss sich Ich will ich doch bloß heiraten ab übermorgen nur noch draußen in der (Lese-)Welt behaupten.

Schietkrom, elenden – wat bün ik nervös!