Komm kein bisschen mit nach Italien

aus der Reihe ›Urlaub in den 70ern und 80ern‹

Abenteuerlust gehört nicht zu den großen Stärken in meiner Familie. Bei uns hat noch nie jemand den langweiligen Job in der Kfz-Zulassungsstelle für ein Sabbathjahr ruhen lassen, um barfuß von Palermo nach Trondheim zu wandern. Wer sich im Rahmen sportlicher Aktivität sämtliche Knochen bricht, beklagt das als Kollateralschaden beim Fußball auf dem nachbarschaftlichen Bolzplatz, nicht beim Freeclimbing am Popōcatepētl. Entsprechend gefahrlos ist die Reiseplanung.

Als meine Eltern, also Muddi und Paps, im Januar 1970 heirateten, erforderte der notorisch klamme Geldbeutel, Weiterlesen

Meine Milch und das Spiel um einen Thron

Moin! Vorgestern war mal wieder Plattdüütschtag hier im Blog – folglich gibt’s heute die Übersetung für alle Nicht-Platten. Viel Vergnügen! Weiterlesen

Mien Melk un dat Speel um een Thron

Moin! Es wird mal wieder Zeit für den allmonatlichen Beitrag op Platt – die hochdeutsche Übersetzung wird wie immer in Kürze nachgereicht. Viel Spaß beim Lesen! Weiterlesen

Zukunftspläne

Angefangen hat es mit einer Verzweiflungstat. Gestern Vormittag hatte ich noch auf dem Balkon gesessen – lesend, kaffeeschlürfend und wieder mal die Wetterfrösche verlachend, weil das Wetter wie fast immer viel besser war, als man uns zugestehen wollte. Aber auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, deshalb behielten sie mit der Prognose für den Nachmittag leider reicht.

Ebenso schnell wie die Sonne verzog sich auch meine Laune, denn Weiterlesen

Erwischt!

OLYMPUS DIGITAL CAMERAManchmal möchte man so gerne versinken. In den smaragdrünen Augen des Fremden, der einem in der Straßenbahn gegenübersitzt. In einem heißen Schaumbad nach einem langen Tag. Im neuen spannenden Krimi, obwohl man genau weiß, dass man eigentlich eine ganzen Korb voll Hemden zu bügeln hätte. Oder einfach im Boden, weil einem etwas so richtig peinlich ist.

Gestern Abend traf letzteres zu. Ich war nämlich gerade dabei, mein Guilty Pleasure zu genießen – also jenes kleine Geheimvergnügen, das man mit allen Mitteln vor der Welt verbirgt -, als meine Nachbarin klingelte. Alles durfte sie mitkriegen, nur das nicht. Also schnell den Verstärker der Stereoanlage ausgeschaltet, der CD-Player konnte auch stumm weiterlaufen. Leider muss ich in der Hektik den Knopf wohl versehentlich zweimal gedrückt haben, denn kaum hatte ich der Nachbarin die Tür geöffnet, waren diese zehn Sekunden vorüber, die das System des Verstärkers braucht, um wieder hochzufahren, und meine Nachbarin hörte, wie das Wohnzimmer mit der Stimme von Audrey Landers erfüllt wurde. Audrey Landers!!! Ich spürte, wie ich puterrot wurde.

Als die Nachbarin zehn Minuten später wieder weg war, kam ich mir ziemlich albern vor. Gut, Frau Landers‘ Songmaterial bei Ariola war ziemlich übel, weil quasi deutscher Schlager mit englischen Texten (nur das eine Album auf WEA – und genau das hatte ich gehört – war annehmbarer 80er-Jahre-Pop, weil von den selben Produzenten zusammengestellt, mit denen damals auch Jennifer Rush arbeitete). Und wenn sie live auftrat, hampelte sie wie eine Marionette aus der Augsburger Puppenkiste. Aber sie war im Gegensatz zu anderen Soap-Sternchen aus Dallas und Denver, die vors Mikrophon gezerrt wurde, die einzige, die wirklich singen konnte, und ich mag ihre Stimme heute noch, dreißig Jahre später.

Trotzdem hat es immer irgendetwas Anrüchiges, wenn man zugibt, Frau Landers zu hören. So wie alle Guilty Pleasures etwas Anrüchiges haben. Aber warum eigentlich? Für gewöhnlich sind sie doch ganz harmlos. Zum Beispiel kiloweise Dominosteine von Weihnachten bunkern, um sie auch im Sommer genießen zu können (Bevor böse Gerüchte aufkommen: Nein, das ist keins meiner Guilty Pleasures, ich mag das ganze Weihnachtsgedöns überhaupt nicht!). Jemand anders zeichnet seit Beginn an alle Folgen von Reich und schön auf (DITO!!!!). Alles ganz harmlos, und trotzdem wird es so geheim wie möglich gehalten.

Wahrscheinlich ist es der Reiz, etwas zu tun, das vielleicht nicht verboten ist, aber das zumindest nicht von jedermann goutiert wird. Diese Verlockung, gegen Regeln zu verstoßen, und seien es nur die des guten Geschmacks. Dazu der Reiz, möglicherweise dabei erwischt zu werden. Und jedesmal, wenn wir unser geheimes Vernügen unbemerkt durchgezogen haben, ist da auch ein Triumph wie beim Juwelendieb, der die Polizei überlistet hat.

Irgendwie macht das doch Spaß, also tun wir es – bis wir erwischt werden. Dann ist es uns erstmal entsetzlich unangenehm. Hinzu kommt eine gewisse Enttäuschung, denn plötzlich ist das geheime Vergnügen kein geheimes Vergnügen mehr, weil es jetzt einen Mitwisser gibt. Das Guilty hat sein Pleasure verloren.

Genauso ging’s mir gestern auch. Obwohl noch acht Lieder auf dem Album von Frau Landers übrig waren, hatte ich plötzlich gar keine Lust mehr, es zu Ende zu hören.

Aber ich habe mir gleich Gedanken gemacht, welche musikalischen Jugendsünden es noch gibt, die ich für gewöhnlich unter strengstem Verschluss halte. Bin auch prompt fündig geworden.

Was es ist?

Verrat ich nicht.

Sonntagszwischenruf

Messer

Heute: Altes Wissen

Ganz egal, ob man nun Damen wie Carol Brady (Drei Mädchen und drei Jungen) aus den USA als Vorbild nimmt oder sich in heimischen Gefilden bei Angi Schumann (Ich heirate eine Familie) umschaut – in den Serien aus der Frühzeit meiner Generation sind es immer die Mütter, die große und kleine Katastrophen zu aller Zufriedenheit richten.

Aber wo wir grad so nett unter uns sind – ist das nicht ein falsches Bild? Auch wenn unsere Mütter zeitgeisthalber noch hauptsächlich die klassische Rolle der „Nur-Hausfrau“ ausgefüllt haben – und das ganz vorzüglich, wie ich ausdrücklich betonen möchte – die Kniffe des Lebens kennen wir doch eigentlich alle von unseren Großmüttern. Kein Klönschnack über Koch- und sonstige Haushaltstricks, in dem nicht irgendwann der bedeutungsschwangere Satz fällt „Meine Oma hat auch immer…“

Darum fiel mir auch gleich meine eigene Oma ein, als mein mir Angetrauter es heute geschafft hat, sich beim Herausholen des Waffeleisens aus einem höheren Regal unserer RumpelSpeisekammer selbiges auf die Schläfe fallen zu lassen: Schnell zum Besteckkasten gerannt, ein ganz normales Butterbrotmesser rausgeholt und kühlend auf die betroffene Stelle gelegt. Et voilà – von dem Malheur ist nix zu sehen.

Carol Brady und Angi Schumann hätten das grantiert nicht gewusst!