Frühling, Sommer, Herbst und Winter

Nee, was fliegt die Zeit vorbei. Mir kommt es vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass ich die ersten Maiglöckchen geplückt habe, und jetzt sind schon wieder die ersten Türen der Adventskalender geöffnet. Nicht mehr lange und wir sind durch mit dem Jahr. Manche Dinge bleiben wie immer – Muttertag ist am zweiten Sonntag im Mai, Heiligabend ist am vierundzwanzigsten Dezember und so weiter. Es gibt aber auch ziemlich viel, das sich ändert. Beim Menschlichen, zum Beispiel: Alte Menschen gehen, Säuglinge werden geboren.

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Freuhling, Sommer, Harvst un Winter

Nee, wat fleegt de Tiet vörbi. Mi kummt dat vor as weer dat jüst gistern weesen, datt ik de ersten Maiglöckchen plückt heff, un nu sünd al wedder de eerten Döörn vun’n Adventskalender open. Nich mehr lang un wi sünd dör mit dat Johr. Mannige Saken blieven as jümmers – Mudderdog is an’n tweeten Sünndag in’n Mai, Hilligobend is an’n veeruntwinnigsten Dezember un so wieter. Dat giff ober ook bannig veel, dat sik ännert. Bi’t Minschliche, to’n Bispeel: Ole Lüüd geihn, jung Tittkinners weern born.

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Mit Familienanschluss…

… oder Wie meine Familie die DDR-Behörden austrickste.

Wie viele Familien hatte auch die meine Verwandte in der DDR, als diese noch existierte. Als die Mauer fiel, war ich gerade sechzehn, und es war ziemlich aufregend, wie einfach sich plötzlich die Familienbande pflegen ließen. Zuvor hatte man sich nur selten gesehen. Im Westen scheute man die Reise; zuviel hatte man über Autos gehört, die bei der Kontrolle von den Grenzern zwar auseinander-, aber nicht wieder zusammengebaut worden waren, und die pekuniäre Angelegenheit mit dem Zwangsumtausch war auch irgendwie blöde.

Die Verwandten von “drüben” wären gerne öfter zu Besuch gekommen, aber dafür musste es einen besonderen Anlass geben, wie etwa den runden Geburtstag eines sehr nahen Westverwandten, damit dem Wunsch auf Familienzusammenführung von staatlicher Seite stattgegeben worden wäre.

Aber es wurden viele Briefe geschickt und natürlich Pakete: Klamotten, Westlebensmittel, Spielzeug, Schallplatten und so weiter. Bücher von Westautoren waren auch beliebt. Natürlich musste der Lesestoff besonders sorgfältig ausgewählt werden, wurden Pakete doch regelmäßig darauf gefilzt, ob deren Inhalt auch keine Gefahr für den real existierenden Sozialismus darstellte. Es gab zum Glück einige Bücher, die eigentlich immer durchgingen. Weiterlesen

Männer in der Mauser und ein Besuch bei Meta

Selbst der betriebsamste Bahnhof hat Zeiten, in denen er einsame Tristesse ausstrahlt. Zum Beispiel am Sonntagmorgen um Viertel nach sieben. Die große Halle ist bis auf ein paar letzte Nachtschwärmer leergefegt, oben an den Bahnsteigen stehen deutlich weniger Züge. Die paar, die doch auf ihre Abfahrt warten, wirken wie unsereins am Montagmorgen: Muffelig, verschlafen – am liebsten hätten sie sich nochmal umgedreht und unterm kuscheligen „Plümmo“ eingemummelt.

Obwohl es heute zu einem ganz besonderen Termin, den mir ein ganz besonderer Freund möglich gemacht hat (und dem ich dafür gar nicht genug danken kann), nach Hamburg geht, fühle ich mich ein wenig so, wie diese Züge aussehen. Dabei bin ich gestern schon um acht in den Buntkarierten gewesen. Trotzdem war die Nacht zu kurz. Und ein bisschen sind wohl auch die Medikamente schuld, die ich seit einiger Zeit nehmen muss. Aber machen wir uns nix vor: Weiterlesen

Die Steckrübe im Pelzmantel

Wäre es nicht mitten im Januar gewesen, hätte ich die Zeitungsmeldung vor einigen Tagen wahrhaftig für einen Aprilscherz gehalten: In Hamburg haben sich ein Online-Supermarkt und eine Bank (gemeint ist wirklich ein Geldinstitut!) für einen ganz besonderen Service zusammengetan: Weiterlesen

Wahre Liebe für die liebe Ware

Oder auch für die liebste Leidenschaft, aber damit funktioniert das Wortspiel nicht so gut.

Moin erstmal. Ich weiß, ich bin spät dran. Ist immerhin schon nach 22 Uhr. Dafür gibt es mildernde Umstände. Heute habe ich nämlich die Al-Fresco-Saison 2018 eröffnet. Sieben Sonnenstunden und geschmeidige neun Grad auf dem Balkon luden zum ersten Outdoor-Kaffee ein, und das schon am 14. Januar! Nun weiß selbst ich, der irgendwo einen Polarfuchs im Stammbaum sitzen haben muss, sonst wäre ich nicht so wenig kälteempfindlich, dass man bei solchen Temperaturen nicht nur rumsitzen kann. Also habe ich die Blumentöpfe abgeputzt, Spinnweben entfernt und zig andere kleinerere Aufräumarbeiten erledigt, bevor mir dann wirklich den besagten und sogar wohlverdienten Kaffee gegönnt habe. Mein Mann zog es übrigens vor, sich in der wohlgewärmten Küche aufzuhalten. Diese Rheinländer… nix Gutes gewohnt!

Wie dem auch sei – Sonntagskaffee rutscht ohne süße Begleitung immer so schlecht runter, also war ich kurz beim Bäcker ums Eck, etwas Backwerk besorgen. Als ich wieder zurückkam, schob sich gerade eine beachtliche Anzahl von Autos mit auswärtigen Kennzeichen in unser Viertel. Ach, ja – ich hatte es völlig vergessen: Weiterlesen

Eigene Blödheit

Es gibt Tage, da muss ich echt an meiner Selbstdisziplin arbeiten. Damit meine ich noch nicht mal die alltäglich zu meisternden Muss-Aufgaben. Klar, ich bin auch nur ein Mensch und als solcher weit entfernt davon, perfekt zu sein. Doch wenn man mal etwas vergisst, wie morgens auf dem Weg nach draußen den Müll mit runter zu nehmen und man das dann Abends, wenn man eigentlich nur noch aufs Sofa will, nachholen muss, fährt man am besten damit, den Blick fürs Weite zu zeigen. Nur nicht ins Bockshorn jagen lassen.

Am meisten kommt die Selbstdisziplin – oder besser der Mangel daran – mir in die Quere, wenn ich anderen was Gutes tun möchte. Ich freue mich dann so auf die (hoffentlich) große Freude der anderen, dass ich es irgendwann nicht mehr aushalten kann. Als Folge stelle ich irgendetwas an, mit dem ich die Überraschung sabotiere und mich selbst zur kürzesten Verbindung zwischen zwei Fettnäpfchen mache.

So geschehen gestern: Weiterlesen

Die aufgehängte Kaiserin

„Hast du nicht mal wieder Lust, uns einen Kuchen für den Sonntag zu backen?“

Ein ganz harmloser Satz am vergangenen Wochenende – der eine größere Suchaktion auslösen sollte als die geheimnisvolle Mary Celeste vor 145 Jahren.

Wir erinnern uns: Weiterlesen

Tatort Waschküche

„Hausarbeit kann dich nicht umbringen, aber warum was riskieren?“*

Die US-Komödiantin Phyllis Diller hat in ihrer Karriere manch gute Pointe platziert. Aber mit dieser liegt sie völlig daneben. Haushalt kann einen sehr wohl Weiterlesen

Häppchenweise

Moin!

Zum Pfingstmontag mal wieder nur ein paar kleine Häppchen statt eines langen Textes. Viel Spaß! Weiterlesen

Häppchenweise

20141024-01

Moin! Zum Wochenende einfach mal wieder eine Häppchensammlung mit schönen Sachen, quasi als mentaler Aperitif.

Zitat-Happen

Ein Lächeln ist eine Kurve, die alles geraderückt. (Phyllis Diller)

Erinnerungs-Happen

Hamburg, Juli 2014. St. Pauli Landungsbrücken, Brücke 3. Blick auf die Elbe. Auf dem Strom zieht der Touristendampfer Louisiana Star auf Hafenrundfahrt vorbei. Hinter mir ein paar Touristen aus den US-Südstaaten, der Southern Drawl-Akzent, dickflüssig wie Schiffsdiesel, ist unverkennbar: „Whoay dou thaey imaytayte awr Missussipay-Staemurrs? Dair’re nawt even frum hair. Dis is sawch bullshet.“

Musik-Happen

Es lässt sich nicht leugnen: Das sommerliche Wetter ist ebenso vorbei wie das Goldene am Oktober. Zeit, die Sommerplaylist und die Sommeralben vom Smartphone runterzuschmeißen und das Winterrepertoire zusammenzustellen. Die ersten Album-Kandidaten: Billy Idol: Kings & Queens of the Underground – Mando Diao: Infruset – Garou: Version Intégrale – Minnie Driver: Sea Stories – Noa: Love Medicine – Curtis Stigers: Secret Heart – Rasmus Walter: Lige her, lige nu [Akustisk].

Unterwegs aufgeschnappt-Happen

Heute Morgen beim Edeka an der Kasse, die Kunden hinter mir: „Wollsse schomma bein Bäcker gehn, Küchsken für gleich nache Omma holn?“ Das kann man nicht mal mehr mit dem Urtümlichen eines Dialekts schönreden. Das tut einfach nur körperlich weh…

Freuden-Happen

Die Jahresabrechnung für Strom und Gas hat uns eine ordentliche Rückzahlung beschert. Schön, wenn die ergriffenen Maßnahmen was bringen und man so etwas Geld für den nächsten Urlaub zurücklegen kann.

Literatur-Happen

Ich liebe die plattdeutschen Kurzgeschichten von Matthias Stührwoldt. Witzig, bodenständig, ehrlich und ganz oft zu Herzen gehend. Den noch fehlenden älteren Band Gassi gahn und das gerade neu erschienene Buch Dat meiste geiht doch vörbi habe ich heute beim Bücherhöker meines Vertrauens bestellt und kann es morgen abholen. Lesestoff fürs Wochenende: Check!

Wochenendglückseligkeits-Happen

Mein Mann hat sich mal wieder selbstgebackene Franzbrötchen gewünscht. Wer kann bei diesem lieben Blick schon „Nein“ sagen?

Erkenntnis-Happen

Auch, wenn man sein altes eMail-Postfach schon über ein halbes Jahr nicht mehr nutzt, es aber aus Kündigungsfristgründen aber noch existiert, sollte man immer wieder mal reingucken – es könnte sich doch noch mal eine wichtige Nachricht anfinden…

Dumm gelaufen-Happen

Wochenausklangs-Latte Macchiato im Lieblingscafé. Der Gemahl hat einen Arzttermin, also gehe ich ausnahmsweise allein. Am Tisch gegenüber attraktive Frau von Anfang dreißig. Sie baut Blickkontakt auf, lächelt mir immer wieder zu. Kurz: Sie flirtet. Schmeichelhaft, aber aus bekannten Gründen sinnlos. Ich lächle bedauernd, halte die rechte Hand hoch und deute auf mein Rainbow-Armband. Sie versteht, doch statt die Sache mit Humor zu nehmen, wirft sie mir böse Blicke zu und einen Geldschein auf den Tisch und stapft wütend raus. Tja, wir sind wohl doch Ganoven…

Schönes Wochenende!!!

Es weihnachtet sehr…

Wenn wir uns in etwa drei Monaten dazu entscheiden, Judy Garlands Have Yourself a Merry Little Christmas zu spielen (oder das Radio uns Last Christmas aufnötigt), ist das jahreszeitlich angemessen. Schließlich ist der 30. November in diesem Jahr auch der Tag, an dem wir die erste Kerze auf unserem Adventkranz anzünden.

Als diese Aufnahmen zum allerersten Mal erklungen sind, kann dem nicht so gewesen sein. Ein Blick auf diverse Webseiten verrät, dass etwa Doris Day ihr Silver Bells am 17. Juni 1964 aufgenommen hat, und Connie Francis hat für White Christmas am 23. August 1959 im Studio gestanden. Mitten im Sommer also. Wenn alle Welt Eis am Stiel lutscht, in Flip-Flops rumläuft, Ventilatoren Hochsaison haben und abends im Bett selbst ein hauchdünnes Laken aus feinster Seide viel zu warm ist. Ich habe Frau Day und andere Künstler immer dafür bewundert, wie sie es trotzdem geschafft haben, dass ihre Weihnachts-LPs sich hinterher anhörten, als wären sie im Rollkragenpullover vor einem knisternden Kaminfeuer aufgenommen worden, während sich draußen vor der Berghütte der Neuschnee auftürmt.

Mir will das nämlich nicht so recht gelingen. Keine Panik! ich strebe keine neue Karriere an, bei der ich die Welt mit meinem Gesang (andere nennen es Hyänengeheul) beglücken werde.

Aber ich stecke im selben Vorbereitungsdilemma: Das Schreiben meiner Geistergeschichte Das Nebelschiff hat solche Freude bereitet, dass zur Weihnachtszeit eine weitere erscheinen soll, natürlich saisonal eingefärbt. Dafür muss ich sie erst einmal schreiben. Doch an Schneefall, Gänsebraten und heißen Eierpunsch zu denken ist schwerer als gedacht, wenn man selbst in Shorts rumläuft und Getränke aus dem Kühlschrank schlürft.

Vielleicht hätte ich eher damit beginnen sollen. Noch am Montag und Dienstag war das Wetter kalt und unfreundlich genug. Seit gestern ist das Thermometer wieder auf über zwanzig Grad hochgeschnellt, der Himmel ist blau, die Sonne strahlt. Da möchte ich lieber von einer Bootsfahrt auf der Elbe schreiben statt darüber, wie eine emsige Köchin bei höheren Herrschaften eine prächtig gefüllte Gans in die Bratröhre schiebt.

Mein Mann ist auch keine Hilfe. Gerade kam er vom Grünhöker wieder und brachte mir ein dickes Stück Wassermelone an den Schreibtisch und verkündete, dass es zum Mittagessen eine Bickbeerenkaltschale* gibt.

Das ist glatte Sabotage.

* Bickbeeren = Heidelbeeren. Greetings to Austria!

Konfirmationsschnack

Gestern war er also endlich, der große Tag der Konfirmation. Schön war’s: Der Gottesdienst ein Erlebnis, die Gäste gut gelaunt, der Konfirmand strahlte ob seines großen Tages wie eine Halogenleuchte.

Alles perfekt – genau wie das Essen. Man hatte sich ja auch Mühe gegeben. Schon Wochen vorher die Speisenfolge geplant. Omas altes Kochbuch (Frakturschrift!) und ihre handschriftliche Rezeptkladde (Sütterlin!) gewälzt. Frische Zutaten von Markt, Schlachter und Bauernhof in der Nachbarschaft, Supermarktware diesmal aus den Regalen, an denen die etwas höheren Preise stehen. Das tagelange Püttschern hat sich gelohnt. Zufriedene Gesichter bei allen, die sich da an der Tafel versammelt hatten.

Doch da war auch dieser eine Gast, den es immer gibt. Dieses eine vorlaute Persönchen, das sich erdreistet zu fragen: „Was hast du für eine Backmischung genommen? Dr. Oetker oder Aldi?“

Dann möchte man das Leinentuch nehmen, mit dem man gerade das Tropfwasser von einer Blumenvase geputzt hat, es diesem Gast um den Hals legen und gaaaaanz sinnig und suutje zuziehen.

Aber man tut es nicht, weil zuviele Leute da sind, die… ihn wiederbeleben würden… *augenzwinker*

Was tut man also?

„Noch’n Kaffee?“